Wo gehobelt wird, fallen Späne.

Die EGGER Gruppe macht das Sprichwort zum nachhaltigen Geschäftsmodell, denn „Holz ist zu wertvoll, um es einfach wegzuwerfen“, wie der Firmenleitspruch unterstreicht. EGGER fertigt rohe und beschichtete Span- und Faserplatten – Holzwerkstoffe, die für Möbel, Fußböden, den Innenausbau und den konstruktiven Holzbau verwendet werden.

Gegründet wurde das Familienunternehmen 1961 in St. Johann in Tirol. Heute hat es über 11.000 Mitarbeiter in 21 Werken in elf Ländern.

Digitale Maßarbeit: Pionierprojekt in Prozessoptimierung

Die EGGER Gruppe produziert jährlich über 10 Mio. m3 Holzwerkstoffe. Damit zählt das Unternehmen zu einem der führenden Hersteller weltweit. Die Lagerung dieser Menge an Holzwerkstoffen spielt daher eine wesentliche Rolle. Um hier für effizientere Prozesse zu sorgen und den Arbeitsalltag der Mitarbeiter zu erleichtern, setzt EGGER auf Automatisierung und Digitalisierung der Prozesse. Als es darum ging, an den Lagerprozessen zu feilen, holte EGGER die Experten von io ins Boot. Gemeinsam unternahm man die nächsten Schritte mit der 2014 eingeführten EWM-Lösung – der Standardlösung der SAP für die Verwaltung großer Lager und hochautomatisierter Logistikprozesse.

Key Facts

Kunde

Die EGGER Gruppe ist ein weltweit führender Hersteller von Holzwerkstoffen für Möbel, Fußböden und den Innenausbau, mit über 11.000 Mitarbeitern an 21 Standorten. Nachhaltigkeit und Digitalisierung prägen das Familienunternehmen seit seiner Gründung 1961 in Tirol.

Projektaufgabe

  • Einführung SAP EWM inkl. MFS an 5 Standorten
  • Rollout EWM on S/4 HANA mit ECC-Kommunikation
  • Migration EWM 9.5 auf S/4 HANA
  • Ablöse von bestehenden Lagerverwaltungssystemen
  • Hotline- und Ticketsupport für produktive Standorte

Highlights

  • Nutzung eines rolloutfähigen Baukastenprinzips
  • Lagerung Automatik- und Versandlagerbereiche
  • Automatische Block- und Hochregallageranbindung mit MFS
  • Produktionsintegration mit MES
  • Mobile Applikationen mit UI5
  • LKW- und Containerverladung

„Die ersten gemeinsamen Aktivitäten wurden 2018 in Unterradlberg nahe Wien durchgeführt“, erinnert sich Marco Lederle, Geschäftsführer bei io. Er verantwortete den weiteren Rollout und die Erweiterung der EWM-Software bei EGGER seitens io. „Es galt, ein Gesamtkonzept zu entwickeln, das sich ganzheitlich auf alle Standorte übertragen lässt: vom kompletten Wareneingang der jeweiligen Werke, unter Berücksichtigung der verschiedenen Lagertypen inklusive Automatisierung mit MFS, bis zum Warenausgang, also der Verladung der Platten auf Züge und Lkw. Unsere Aufgabe war es, die kundenspezifischen Anforderungen und Prozesse in der SAP-Standardlösung abzubilden. Als Herausforderung kam hinzu, dass EWM bereits ohne ERP-Integration zur Steuerung des Materialflusses genutzt wurde und dies in die Gesamtlösung integriert werden musste.“

Zuallererst brauchte es eine gemeinsame Projektvorgehensweise, innerhalb welcher Soll-Prozesse, Arbeitspakete, Funktions- und User-Tests, Migration und Integration sowie Go-live und anschließender Support definiert und abgestimmt werden. EGGER entschied sich für eine hybride Methodik mit Elementen aus Wasserfall- und agilem Vorgehen. „Zudem haben wir den von io angebotenen Coaching-Ansatz gewählt, sodass wir bereits in die Umsetzungsphase involviert wurden und durch Schulung und Coaching Know-how im eigenen Haus aufgebaut wurde“, fasst Andreas Sieberer, Head of SAP Manufacturing Competence Center bei EGGER, zusammen. „Dass das io-Team bereits in der Realisierungsphase gemeinsam mit einem EGGER Projektteam arbeitete, ist eine Besonderheit. Es ist unser gemeinsamer Projekterfolg“, ergänzt Lederle.

Wenn Software auf Physik trifft

Das Team von io programmierte zunächst eine passende Lösung für den Standort Unterradlberg, der dann für die weiteren EGGER Werke ausgebaut werden sollte. Nachdem das erste Projekt für 2020 gesetzt war, wurde parallel der Rollout auf den neuen EGGER Standort in Lexington, North Carolina, begonnen. In Betrieb genommen wurde SAP EWM dort unter den Bedingungen der Corona-Pandemie, also remote, von Deutschland aus, ohne eigene io-Experten vor Ort. Gemeinsam mit den Key-Usern und der EGGER IT vor Ort in Lexington wurde diese Hürde gemeistert. „Beim Go-live trifft Software auf Physik“, verbildlicht Sieberer. „Digitale Tools müssen mit den analogen Gegebenheiten des Lagers und seiner Angestellten funktionieren – von Beginn an.“

In Unterradlberg wurde am Freitag noch mit der alten Nicht-SAPSoftware gearbeitet. Am Sonntag ging es mit den ersten Einlagerungen in SAP EWM los – und am Montag begann der Regelbetrieb. „Ob bei einem physischen oder remote Go-live, wie im Fall des US-Standorts: Das Überschreiten des kritischen Punkts in automatisierten Lagern ist immer eine besondere Herausforderung“, erklärt Lederle. „Wenn der Schalter einmal umgelegt ist, muss alles funktionieren, denn der Weg zurück zur vorherigen Lösung ist äußerst aufwendig.“ Bestandsbewegungen in großen automatischen Hochregallagern bei einem Ausfall rückwirkend nachzuvollziehen, sei nicht möglich. Wenn nur eine halbe Stunde lang die Daten nicht richtig erfasst würden, könne das schnell Hunderte von Bestandsbewegungen betreffen. „Dann wäre das Chaos perfekt.“

Beste Ordnung statt perfektem Chaos

Statt perfektem Chaos war jedoch alles in bester Ordnung. Das Team meisterte das Mammutprojekt – für alle Beteiligten ein Beleg für die gute geleistete Arbeit. Mit diesen ersten Erfahrungen konnten in den letzten Jahren weitere Standorte von EGGER mit SAP EWM ausgestattet werden. Die verfügbaren Funktionen und Standards wachsen kontinuierlich an – bei immer kürzeren Projektdurchlaufzeiten. „Mit SAP EWM haben wir eine Lösung im Einsatz, die exakt auf unsere spezifischen Gegebenheiten angepasst ist und unsere komplexen Lagerprozesse abbildet“, freut sich Sieberer über den Erfolg des Projektes.

Dieser Artikel ist erschienen in unserem Kundenmagazin //plus (Ausgabe 01/2023)