So unterstützt das Old-School-Tool auf dem Bau
Nicht nur Planer und Köche wissen: Diagramme stellen Daten grafisch dar, Spaghetti sind nach etwa zehn Minuten gar. Im Projektmanagement finden beide zusammen – das Schaubild und die Nudel. Als Spaghetti-Diagramm ergeben sie ein simples, aber effektives Tool, um Laufwege und Materialflüsse zu visualisieren. Sie zeigen dann beispielsweise die zurückgelegten Wege der einzelnen Mitarbeiter innerhalb des Arbeitsplatzlayouts. Optimierungspotenziale offenbaren sie schnell: Je verworrener und gewundener die einzelnen Linien, desto länger die Wege – und desto unproduktiver der Arbeitsablauf.
Insbesondere, wenn die Bauabläufe eine hohe Taktung haben, zeigt die Methode ihre Stärken.
Um ein Spaghetti-Diagramm zu erstellen, muss zuerst das Layout maßstabsgetreu abgebildet werden. Außerdem ist der Beobachtungszeitraum festzulegen. Für Produktionsabläufe oder Materialflüsse, die nur wenige Minuten beanspruchen, reicht ein Beobachtungszeitraum von einer Stunde bereits aus. Danach gilt: Jeder zurückgelegte Weg wird als Linie im Diagramm festgehalten. Oft zeigt sich schon während der Prozessbeobachtung, ob und wie sich Wege einsparen lassen. Dr. Joachim Freudenberg, Business Unit Manager bei io, sieht das genauso: „Der große Vorteil des Spaghetti-Diagramms liegt in seiner klaren und übersichtlichen Darstellungsweise. Sobald das Prinzip des Diagramms verstanden ist, werden mögliche Störungen unmittelbar visuell erkennbar.“
Entsprechend vollzieht sich die qualitative Auswertung eines Spaghetti-Diagramms mitunter buchstäblich augenblicklich. Vor allem lange Distanzen, stark gewundene Wege und Linienballungen fallen dem Betrachter sofort auf. Quantitative Auswertungen, bei der die Länge der einzelnen Linien gemessen werden, um beispielsweise die Gesamtheit der zurückgelegten Distanzen zu erörtern, sind ebenfalls möglich. „In der Produktion wird das Spaghetti-Diagramm vor allem verwendet, um zurückgelegte Wege im Arbeitsablauf zu veranschaulichen, wodurch der Produktions- oder Montageablauf verbessert werden kann“, spezifiziert Freudenberg. Doch nicht nur das: „Durch seine intuitive Natur eignet es sich hervorragend für die kollaborative Arbeit auf der Baustelle.“ Sein Einsatz findet dort jedoch in abgeänderter Form statt, wie der promovierte Ingenieur weiter ausführt. Schwerpunktmäßig geht es dann nämlich um die Reihenfolge und die räumliche Zuordnung von baulichen Abläufen.
„Das Haupteinsatzgebiet des Spaghetti-Diagramms auf der Baustelle ist die Koordination einzelner Gewerke sowie die Beseitigung gestörter Arbeitsprozesse“, berichtet Freudenberg. Die Vorgehensweise erläutert er folgendermaßen: Zunächst ist die Baufläche innerhalb des Diagramms in sinnvolle Bauzonen einzuteilen. Dann wird eine Tabelle mit den Bauzonen sowie einer Zeitachse erstellt. Um festzuhalten, welches Gewerk in welcher Zone agiert, bekommt schließlich jedes Gewerk eine eigene Farbe zugewiesen. In der Tabelle werden daraufhin Linien in den entsprechenden Farben gezogen, sodass sich aufzeigen lässt, welches Gewerk wann in welcher Zone agiert. Wenn sich die Linien kaum überschneiden, wurde gut geplant. Überschneiden sie sich oft, ist das Gegenteil der Fall.
„Insbesondere, wenn die Bauabläufe eine hohe Taktung haben, zeigt die Methode ihre Stärken“, erklärt Freudenberg abschließend. Man denke da beispielsweise an gleichartig zu gestaltende Büroräume, Hotelzimmer oder Fabrikräume.
Erhalten Sie Einblicke in Best Practices, interessante Kunden und Projekte sowie branchenübergreifende Zukunftstrends.
Unteranderem: Hartmut Jenner, Vorsitzender des Vorstands der Alfred Kärcher SE & Co. KG, im Interview.
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