Der nachhaltige Produktionsstandort von Erbe
Realisiert wurde es überwiegend in Holzbauweise. Auf 25.000 Quadratmetern vereint es Produktion und Produktentwicklung mit Logistik und Verwaltung – nachhaltig und modern. Die 2.800 Photovoltaikmodule auf seinen Dächern mit einer Leistung von etwa einem Megawatt produzieren jährlich rund 610.000 kWh Strom. Es ist einer der ersten Industriebauten in Deutschland, der den Anforderungen des KfW-Effizienzhaus-Standards 40 Plus entspricht – und somit höchstens 40 Prozent der Primärenergie verbraucht, die vergleichbare Objekte benötigen. Gemäß seiner Konzeptidee soll der neue Industriekomplex ein effektiver Teil seiner ihn umgebenden Natur sein. An seinem Standort im baden-württembergischen Rangendingen scheint er wie ein liegender Baum in der Landschaft zu ruhen. „Trotz seiner Größe bettet er sich schön ein in die Umgebung“, sagt Jeremy Hotchkiss, Partner und Architecture Design Lead bei io. „Er setzt den nördlich gelegenen Wald gedanklich fort. Von der Nachbarschaft aus betrachtet, erscheint er durch bewusste Höhenstaffelungen verhältnismäßig flach. Eckige Dächer gibt es nicht, alles ist gerundet. Die Außenfassade besteht aus Holz. Sie umhüllt den Bau wie Rinde.
Die Stirnseiten muten wie gesägte Baumenden an. Sie sind mit Paneelen verkleidet, so dass ihre Optik an Wachstumsringe erinnert.“ Das Bild passt: Ohne gesundes Wachstum gibt es keine ansehnlichen Wachstumsringe. Erbe ist ein kontinuierlich gewachsenes Familienunternehmen – und befindet sich weiter auf Erfolgskurs. 1851 in Tübingen gegründet, entwickelte es sich rasch zu einem international führenden Entwickler und Produzenten von medizintechnischen Instrumenten. Heute besteht das Unternehmen in fünfter Generation. Diese entschied sich bei seinem zweiten Stammsitz bewusst für Holz als Baustoff – und damit für außerordentliche Energieeffizienz. „Als eines der ersten Unternehmen einen Industriekomplex im KfW-Standard 40 Plus zu errichten, setzt ein großes Ausrufezeichen. Für uns als Generalplaner war es eine große Herausforderung“, bekennt Hotchkiss. Denn: „Musterlösungen gibt es nicht. Jeder Kunde hat eigene Wünsche, die er wie erste Teile eines Puzzles ausbreitet. Wir müssen sie komplettieren und daraus ein fertiges Bild machen.“ Bei einem Produktionsstandort mit einem Reinraum für medizintechnische Instrumente sind die Anforderungen naturgemäß anspruchsvoller als
bei einem Lager oder einem Bürogebäude. Innerhalb des ganzheitlichen io-Planungsansatzes, der Generalplanung // plus, galt es, mehrere Nutzergruppen unter einen Hut zu bringen: Fabrik- und Logistikplanung, Gebäude- und Küchentechnik, Projektmanagement und Architektur – vom ersten Entwurf bis zur Fertigstellung. „Vor vier Jahren entwickelten wir die ersten strategischen Varianten“, erinnert sich Hotchkiss. „Um dem Nachhaltigkeitsaspekt Rechnung zu tragen, musste jedes Detail stimmen.“ Es ging um kurze Transportwege, um reibungslose Material- und Personenflüsse, um ein kompaktes Layout auf einem knapp bemessenen Grundstück sowie um eine Fassadengestaltung, die den Nachhaltigkeitsgedanken bestmöglich auffängt. „Das Liegender-Baumstamm-Konzept passte da sehr gut. Es folgt der Losung ͵form and function in concertʹ auf beispielhafte Weise. Die zentrale Gebäudeachse gewährleistet einen reibungslosen Materialfluss von Logistik zu Produktion. Alles ist so gestaltet, dass sich sämtliche Bereiche schnell und einfach erreichen lassen.“ Die Planung der Logistik war aufgrund der Grundstücksabmessungen und der Straßenanbindung extrem anspruchsvoll.
Musterlösungen gibt es nicht. Jeder Kunde hat eigene Wünsche, die er wie erste Teile eines Puzzles ausbreitet. Wir müssen sie komplettieren und daraus ein fertiges Bild machen.
Die größte Herausforderung stellte jedoch die Realisierung eines Reinraums in einem Holzbau dar, wie Hotchkiss erklärt. Denn Holz atmet, dehnt und bewegt sich. Und ein Reinraum, wie Erbe ihn für die Produktion medizinischer Geräte benötigt, hat spezifische Anforderungen an Faktoren wie Hygiene, Dichtigkeit und Klima. Unter anderem braucht er glatte, ablagerungsfreie Oberflächen, einen kontrollierten hohen Luftwechsel und ein spezifisches Überdruckkonzept zum Schutz der Produkte. „Mit Holz als tragendem Element zu arbeiten war da ein Stück weit Pionierarbeit. Wir waren mit die ersten, die so etwas gemacht haben.“
Für Hotchkiss erfüllt Nachhaltigkeit übrigens nicht nur ökologische Aspekte: „Natürlich ist auch die ökonomische Seite wichtig. Denn was nicht wirtschaftlich ist, kann nicht nachhaltig sein.“ Doch auch die soziale Komponente der Nachhaltigkeit sei bedeutsam: „Da geht es um eine gesunde und sichere Arbeitsumgebung, um das richtige Licht und das passende Klima – bis hin zur Raumakustik und dem Geruch. Die Menschen haben nicht umsonst fünf Sinne. Jeder einzelne will richtig angesprochen werden.“ Wer das berücksichtigt, darf auf gesunde, zufriedene Mitarbeiter zählen – und eine hohe Produktivität erwarten.
So ist das Erdgeschoss eine „Bewegungsstraße“, die sämtliche Abteilungen bequem verbindet. Ihr soziales Herz ist das Atrium. Es ist als lebendiger Kommunikationsort gestaltet und daher auch für Nachbarn und Gäste offen. Gleiches gilt für das Betriebsrestaurant – das „Stammlokal“, in dessen Mitte ein Baum stehen wird. Das Unternehmen bettet sich in die bestehende Umgebung ein und wächst mit der Gemeinde zusammen.
Dass der Bau nachhaltig erweiterbar ist, versteht sich von selbst. Die Produktionsfläche kann auf einfache Weise verdoppelt werden. Auch das Logistik- und Distributionszentrum lässt sich vergrößern. Mit dem Standort ist die unternehmerische Zukunft bis auf weiteres gesichert – was neben Geschäftsführer Christian Erbe auch die nachfolgenden Generationen freut. Den Rangendinger Nachbarn gefällt der Industriekomplex ebenfalls. Kein Wunder, meint Hotchkiss: „Das neue Gebäude strahlt nicht nur Freundlichkeit aus: Es ist eine Einladung.“
Bei der Konzeption unseres neuen Firmengebäudes in Rangendingen standen wir vor der Aufgabe, drei wichtige Aspekte in einem Gebäude zu vereinigen: die ökologische Nachhaltigkeit, die ökonomische Nachhaltigkeit und die soziale Nachhaltigkeit. In diesem Gebäude sind nun alle diese Aspekte vorhanden.
Nachhaltigkeit ist eines von sechs Strategiefeldern des Unternehmens Erbe. Wir bekennen uns zur Nachhaltigkeit. Daher haben wir überlegt, wie wir unser Bekenntnis im neuen Gebäude zum Ausdruck bringen können. Und haben deshalb beschlossen, den Baustoff Holz zu verwenden – für die Gebäudehülle, aber auch für das Innere des Gebäudes. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff. Zudem bindet er CO2, weshalb wir ihn für geeignet halten. Außerdem ist Holz auch ein sehr angenehmer Werkstoff, der im Gebäude für ein sehr schönes Klima sorgt und eine behagliche Atmosphäre generiert. Zusätzlich haben wir beschlossen auch Energie zu sparen – und haben deshalb eine Außenhülle um das Gebäude gesetzt, die sehr stark isolierend wirkt. Das heißt, wir verbrauchen nur wenig Energie, weil wir kaum welche verlieren. Auf diese Weise haben wir den KfW 40 Standard erreicht. Der ist eigentlich für private Bauten vorgesehen, nicht für Industriekomplexe. Uns ist es trotzdem gelungen. Weiterhin wollen wir natürlich energieschonend sein und unseren CO2-Fußabdruck verbessern – und haben deshalb eine große Photovoltaikanlage aufs Dach gesetzt. Die Leistung beträgt ein Megawatt. Damit ist sie eine der größten in der gesamten Region. Mit ihr gelingt es uns, nun selbst Energie zu erzeugen – und 400 Tonnen CO2 pro Jahr zu sparen.
Wir haben neben der ökologischen Nachhaltigkeit natürlich auch die soziale Nachhaltigkeit berücksichtigt. Wir wollen die Mitarbeiterzusammenbringen, sie sollen sich unterhalten, sich austauschen können. Dafür ist natürlich die Kantine der beste Ort. Insofern bildet unser Restaurant den zentralen Bereich des Gebäudes. Das Thema Social Responsibility betrifft jedoch nicht nur uns selbst. Es bezieht zum Beispiel auch die Nachbarn ein. Deshalb haben wir unser Restaurant hier in Rangendingen auch für die umliegenden Unternehmen geöffnet. Unsere Mitarbeiter und jene der Nachbarschaftsunternehmen nehmen hier gemeinsam ihr Mittagessen ein. Unser Restaurant wird dadurch zum sozialen Mittelpunkt. Es heißt übrigens Stammlokal. In seiner Mitte steht ein Baum, dessen Äste sich über die Besucher erstrecken. Wer hier sitzt, befindet sich gefühlt draußen in der freien Natur. Bezüglich der Arbeitsplätze ist uns wichtig, dass sie offen sind, dass sie hell und lichtdurchflutet sind, sodass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr gute Arbeitsbedingungen haben. Und wir trennen zwischen Büro- und technischen Arbeitsplätzen mit entsprechenden Aufbauten, sodass die Funktionen ganz klar zugeordnet und getrennt sind.
Dieses Gebäude stellt die größte Einzelinvestition dar, die wir in der über 170-jährigen Firmengeschichte getätigt haben.
Beim Bau des Gebäudes war uns wichtig, dass wir hochwertige Materialien verwenden, die Qualität ausstrahlen, aber auch Behaglichkeit und Wärme. Schließlich sollen sich unsere Mitarbeiter hier wohlfühlen – was sich auch auf die Produktion überträgt. Für uns ist das natürlich sehr wichtig, gerade, wenn wir an die Zukunft denken. Dieses Gebäude stellt die größte Einzelinvestition dar, die wir in der über 170-jährigen Firmengeschichte getätigt haben. Dass wir uns hier so stark aufstellen, um auch in der Zukunft hier unsere Produkte zu entwickeln, zu bauen und in die Welt zu versenden ist unser Commitment für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Erhalten Sie Einblicke in Best Practices, interessante Kunden und Projekte sowie branchenübergreifende Zukunftstrends.
Dem Fachkräftemangel begegnen - Logistik der nächsten Generation für Weidmüller
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